Iquitos und Nightflower: Kölner Doppel im Japan Cup

Am Sonntag, 27. November 2016 um, und damit genau 21 Jahre nach dem ersten und einzigen deutschen Triumph durch Lando, wollen zwei hiesige Cracks in diesem mit 648 Millionen Yen (rund 5,5 Millionen Euro) dotierten Top-Event in seine Fußstapfen treten: Iquitos, vierjähriger Hengst im Besitz der Kölner Golffreunde des Stalles Mulligan und in Training bei Altmeister Hans-Jürgen Gröschel (73) in Hannover, und die vierjährige Stute Nightflower, die dem Stall Nizza des Freiburger Privatbankiers Jürgen Imm gehört und von Peter Schiergen (51) in Köln trainiert wird.

 

Iquitos ist der erste Gewinner der neugeschaffenen German Racing Champions League. Seine beiden beeindruckenden Siege in Baden-Baden im Großen Preis der Badischen Wirtschaft (Gr. II) und im Longines – Großer Preis von Baden (Gr. I) waren die absoluten Höhepunkte seiner bisherigen Karriere. Bei zwölf Starts gewann der Adlerflug-Sohn, der wieder seinen gewohnten Jockey Ian Ferguson (45) im Sattel haben wird, fünf Rennen und verdiente 251.250 Euro. Zuletzt war er Vierter im Pastorius Großer Preis von Bayern auf der Galopprennbahn in München.

 

Nightflower absolviert bereits ihren zweiten Auftritt im Japan Cup. 2015 hatte sie einen denkbar schlechten Rennverlauf, sonst wäre viel mehr als Platz elf möglich gewesen. In der laufenden Saison hat die Dylan Thomas-Tochter nicht das Geringste von ihrer Klasse eingebüßt. Im Kölner Preis von Europa (Gr. I) wiederholte sie ihren Vorjahressieg und schaffte als erste Stute das Doppel in dieser Prestige-Prüfung. Natürlich wird auch in Tokio Andrasch Starke (42) im Sattel von Nightflower sitzen. Der achtfache deutsche Champion-Jockey weilt bereits seit einigen Wochen zu einem Gastspiel in Japan.

 

Sagenhaft sind die möglichen Gewinnaussichten: 2,3 Millionen Euro erhält der Eigner des Siegers nach 2.400 Metern. Sogar für Platz zehn gibt es nach rund zweieinhalb Minuten noch umgerechnet 46.000 Euro. Iquitos winken als Sieger im Großen Preis von Baden noch Bonus-Prämien: 1 Mio. Dollar im Siegfall, 400.000 Dollar für den zweiten Platz, 250.000 Dollar für Rang drei sowie 100.000 Dollar für Rang vier oder weniger. Das heißt, diese Summe hat Iquitos‘ Besitzer schon sicher in diesem Einladungsrennen.

 

Natürlich stehen beide Pferde vor einer großen Herausforderung und gelten in einem Elite-Feld als Außenseiter. Aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt! Das Gastgeberland Japan stellte in den letzten zehn Jahren stets den Sieger. Diesmal sind Tenno Sho-Gewinner Kitasan Black und Arima Kinen-Held Gold Actor in einem sehr offenen Japan Cup die voraussichtlichen Favoriten.

 

Neben den beiden Pferden aus Deutschland ist der Franzose Erupt aus dem Stall von Francis Henri Graffard der einzige Gast im Aufgebot. Er gewann zuletzt das Canadian International (Gr. I) in Woodbine/Kanada und war Sechster hier im Vorjahr. Der letzte Nicht-Europäer in der Siegerliste ist der Engländer Alkaased im Jahr 2005.

 

Doch nun heißt es am Sonntagmorgen deutscher Zeit Daumendrücken für das deutsche Japan Cup-Duo. Vielleicht geht ja für Iquitos oder Nightflower in Tokio die „Sonne auf“.

 

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Die „goldene“ Jahreskarte 2017 ist da!

 

Passend zum 120-jährigen Jubiläum des Kölner Renn-Verein im Jahr 2017 wurde die neue Jahreskarte im festlichen Goldton gehalten. Sie erhalten mit dem Kauf der Jahreskarte Zugang zu allen 13 Kölner Renntagen der Saison 2017 und verpassen somit kein Rennen mehr im Weidenpescher Park. Saisonbeginn ist am Ostermontag 2017 mit dem Karin Baronin von Ullmann Schwarzgold Rennen (Gr.3).

 

Die Jahreskarte gibt es für Familien, Stehplätze und die Haupttribüne ab 55 €. Bestellen können Sie einfach und bequem per Telefon unter 0221-9745050 (Mo-Fr. 9 – 16 Uhr), per Mail an kontakt@koeln-galopp.de oder über den Online-Shop: www.koelnticket.de.

 

Bei einer Bestellung über den Online-Shop von KölnTicket ist die Anreise zu jedem Renntag mit dem ÖPNV im Preis enthalten.

 

Setzen Sie auf die richtige Karte, auch als Weihnachtsgeschenk!

 

 

Kölner Gespräche: Der Jockey Dennis Schiergen

Dennis Schiergen wurde 1994 in Köln geboren. Sein Vater ist der berühmte Jockey Peter Schiergen, der als Reiter und Trainer auf über 1.000 Rennsiege kommt. In seinem Stall Asterblüte in Weidenpesch trainiert auch Sohn Dennis. Nach frühen Ponyrennen folgten 2010 seine ersten Siege in offiziellen Amateurrennen. Schon ein Jahr später wurde er mit 41 Siegen Champion der Amateurrennreiter und wechselte 2014 ins Profilager. Bedeutende Siege folgten, u.a. in diesem Jahr beim Kölner Oppenheim-Union-Rennen. Parallel zum Reiten absolviert er ein Studium des Sport-, Medien- und Eventmanagements.

Dennis Schiergen lebt mit seinen Eltern und seinen Brüdern in Köln-Auweiler.

 

Bevor er zum Interview (Bernd Imgrund) kommt, geht es noch einmal auf die Galopprennbahn. Unglaublich, mit welchem Speed diese Tiere an einem vorbeiziehen. Und beeindruckend der Reiter, der währenddessen so gebückt und gebeugt überm Sattel schwebt.

 

Hatten Sie als Kind ein Schaukelpferd?

Klar, lag bei dem Vater ja nah, eins geschenkt zu bekommen. (lacht)

Pferde schaukeln eigentlich gar nicht, oder?

In der Dressur mag es runde Bewegungen geben, die in die Richtung gehen. Aber Rennpferde müssen sich lang machen, um so schnell wie möglich zu sein.

Ein Schaukelpferd dient also nicht als frühkindliche Vorbereitung auf den Rennsport?

Nein. Ich saß schon auf Pferden, bevor ich laufen konnte. Und mit zehn Jahren habe ich die ersten Ponyrennen mitgemacht. Ponys haben allerdings die Tendenz, ein bisschen sperrig zu sein.

So wie Esel?

Esel bleiben einfach stehen, wenn du Pech hast. Aber auch Ponys haben ihren eigenen Kopf und reiten nicht unbedingt dahin, wo du willst.

Verstärkt sich das bei großen Pferden?

Genau die Befürchtung hatte ich anfangs. Aber die erfahrenen Jockeys erzählten mir genau das Gegenteil: Wenn du Ponys reiten kannst, dann kannst du so ungefähr alles reiten.

Einer meiner Kumpels von der Grundschule hatte einen Reitstall. Ich hätte jeden Tag auf ein Pferd gedurft, habe es aber nie gemacht, weil ich Angst hatte.

Verstehe ich durchaus. Es gibt auch Sportarten, wo es bei mir aufhört.

Skispringen?

Ich fahre Ski, und im Funpark herumzuspringen, finde ich eigentlich ganz lustig. Aber Freeclimbing, am besten noch ohne Sicherung, das wäre nichts für mich.

Pferde sind groß und kräftig. Sind sie auch gefährlich?

Nein, das Wort passt nicht. Pferde tun nichts aus Bosheit, sondern höchstens aus Angst, weil sie sich erschreckt haben.

Was war Ihre bislang brenzligste Situation?

Stürze hatte ich schon mehrere. Letztes Jahr im August fiel ich in einem 16er-Feld, ich lag etwa an sechster Position. Meine Hand war fünfmal gebrochen, und ich hatte zwei OPs.

Der Unfall hat Sie offenbar nicht davon abgehalten, wieder aufzusteigen.

Ich bin sogar direkt danach wieder aufs Pferd. Der Adrenalinschub hat den Schmerz völlig übertüncht. Zum Arzt vor Ort musst du zwangsläufig nach einem Sturz, dem hab ich gesagt, es sei alles in Ordnung. Aber als beim nächsten Start aus der Box dann wieder richtig Druck auf die Hand kam, tat es höllisch weh. Da wusste ich, dass was passiert war.

Mein Motorrad hat 70 Pferdestärken. Macht Sie das neidisch?

Nein. Ich fahre auch gern schnelle Autos. Aber Pferde sind keine Maschinen, sondern Lebewesen. Man baut eine vertrauensvolle Bindung auf zu seinem Pferd, das Zusammenspiel von Mensch und Pferd ist etwas ganz Besonderes.

Ihr Vater schwärmt von Rennbahnen wie Dubai, dem britischen Ascot und Longchamps in Paris. Haben Sie auch schon eine Lieblingsbahn?

Meine größten Erfolge habe ich in Berlin gefeiert. Da gibt es Tribünen für die Schicken und für die normalen Leute. Und weil es dort immer voll ist, herrscht da eine großartige Atmosphäre. Wie Fußballern macht es auch Reitern umso mehr Spaß, je mehr Applaus sie bekommen.

Haben sie bei Rennen in Weidenpesch einen Heimvorteil?

Es ist sicher kein Nachteil, dort jeden Grashalm zu kennen. Mich kennen hier alle, seit ich ganz klein bin. Wenn die dann zuschauen, beflügelt einen das natürlich.

Sie haben dieses Jahr beim Oppenheim-Union-Rennen in Weidenpesch 70.000 Euro gewonnen. Was machen Sie damit?

(lacht) 70.000, das war der gesamte Topf. 40.000 davon gingen an den Sieger, aber der Anteil des Jockey daran liegt bei nur fünf Prozent. Zehn Prozent bekommt der Trainer, und der Rest geht an den Besitzer, der ja das komplette finanzielle Risiko trägt. Meinen Anteil hebe ich mir für das weitere Studium auf.

Sie studieren Sport-, Medien- und Eventmanagement. Mit welchem Ziel?

Genau, an der Fresenius-Hochschule im Mediapark. Ich würde gern meine Erfahrungen als Sportler und die vielen über die Jahre gemachten Kontakte nutzen, um weiter im Galoppsport zu arbeiten.

Die Arbeit im Stall fängt morgens um halb 6 an, habe ich mir sagen lassen. Und nebenbei machen Sie noch Ihren Master?

Als Student bin ich immerhin flexibler als noch in der Schule. Wenn eine Vorlesung vormittags ist, kann ich natürlich nicht in den Stall. Aber ich versuche, das alles passend zu legen.

Worauf müssen Sie im Vergleich zu Ihren Kommilitonen verzichten?

Der Sommer ist für uns Hochsaison, feiern gehen kann ich da nur sehr begrenzt. Im Winter kann ich auch mal vier Wochen Pause machen, in denen der Körper sich erholt. Sehr diszipliniert muss man außerdem beim Essen sein.

Essen Sie Rheinischen Sauerbraten?

Nee, das ist Kopfsache. Für die Inder sind Kühe heilige Tiere, die sie nicht essen. Und so geht mir das mit den Pferden.

Auf Ihrer Stallwebsite gelten Sie 2010 noch als „Teenager mit Babyspeck“. Inzwischen sind Sie auf 1,74 Meter herangewachsen – eigentlich zu groß für einen Jockey.

Richtig. Deswegen will ich mir mit dem Studium ein zweites Standbein aufbauen. Jetzt bin ich, denke ich, gottseidank ausgewachsen.

Messi bekam Wachstumshormone, vielleicht hätte man Sie umgekehrt mit Kleinbleibhormonen behandeln können.

(lacht) Gut möglich, dass es so etwas in einigen anderen Ländern gibt. Aber bei uns käme glaube ich niemand auf so eine Idee.

Wären Sie denn wirklich lieber kleiner geblieben?

Ich habe mich das schon oft gefragt. Sechs Zentimeter weniger wären auch einige Kilo weniger. Aber Reiten ist ja nicht alles …

Irgendwann steht man vor der Traumfrau und ist froh, den Kopf nicht in den Nacken knicken zu müssen.

Eben.

Zur Zeit ist Ihr Vater noch berühmter als Sie. Werden Sie ihn überholen?

(lacht) Die Messlatte liegt sehr hoch. Fünfmal Deutscher Meister der Jockeys, mehrfacher Champion der Trainer, insgesamt über 1.000 Rennen gewonnen: Da kommt man nicht so schnell ran.

Deutschlands wichtigstes Rennen, das Deutsche Derby in Hamburg, hat Peter Schiergen als Reiter nie gewonnen. Sie waren dieses Jahr unter den Favoriten. Woran hat es gehapert?

Daran, dass das Geläuf in einem sehr schlechten Zustand war. Das Derby ist immer das letzte Rennen nach sechs Renntagen. Mein Pferd Boscaccio ist damit leider nicht zurechtgekommen.

Reiten Sie immer dasselbe Pferd?

Nein, die Rennen gehen über verschiedene Distanzen, und jedes Pferd hat andere Qualitäten.

Mal unter uns: Ist es nicht unglaublich nervig, vom eigenen Vater trainiert zu werden?

In meinem Fall nicht. Aber sagen wir so: Zuhause stehen wir in einem anderen Verhältnis als bei der Arbeit mit den Pferden. Zu unserem Stall gehören viele Pferde, Reiter, Angestellte und Kunden. Da müssen wir professionell miteinander umgehen, und da gibt es dann auch schon einmal die ein oder andere Auseinandersetzung.

 

Weitere Informationen:

www.schiergen.de